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2007/10/31

Heimat

Was oder wo ist Heimat?
Für jeden von uns ist Heimat etwas Anderes. Aber der Begriff an sich ist uns allen in gleichem Masse heilig. Was für den Einen das Dorf, in dem er aufgewachsen ist, ist für einen Anderen der Ort, den er sich zum Leben ausgesucht hat, ein Treffen mit Freunden, wenn die Kinder zum Essen da sind, der Duft von warmem Apfelkuchen oder die tausend kleinen Lichter in der Adventszeit. Jeder von uns trägt ein Stück seiner Heimat oder die Sehnsucht danach mit sich. Doch was ist, wenn die eigene Heimat mit allen Menschen, die einem das Gefühl geben zu hause zu sein, nicht da ist wo man lebt? Reicht dann die Geborgenheit eines liebenden Menschen aus, um ein neues Stück Heimat zu erschaffen? Oder kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem die Sehnsucht überwiegt - oder gar die Sorge um die Menschen, die man gerne um sich haben möchte - dass man alles andere links liegen lässt um zu seinen Wurzeln zurückzukehren? Und was, wenn einem die eigene Heimat letztlich enttäuscht? Was, wenn sich die damit verbundenen Träume nicht erfüllen oder das wonach man sich geseht hat auf einmal zu nah ist, um einem noch glücklich zu machen? Vielleicht stellt es einem in Tat und Wahrheit zufriedener, wenn man die Sehnsucht nach Heimat in seinem Herzen trägt. Denn nur dann ist es ein wirklich grosses und bewegendes Erlebnis, wenn man von Zeit zu Zeit dahin zurück kehrt.

2007/10/30

Schuldig im Sinne der Anklage

Ja, ich bin es. Politisch ignorant und demokratisch desinteressiert. Gewiss ist das töricht. Da hat frau das Glück in einem fortschrittlichen Land zu leben, welches seit geschlagenen 36 Jahren das Frauenstimmrecht nicht nur predigt sondern praktiziert; Und doch dümple ich von Wahlkampfplakaten abgewendet vor mich hin. Ja, so bin ich. Andere mögen sich ereifern und bemühen. Mich lasst damit in Frieden. Ich mache mir wohl so meine Gedanken. Töricht und dumm sein ist nicht dasselbe. Und als selbsternannte Angehörige der Schreiberzunft müsste ich für Kanonenfutter politischer Art mehrere Fussböden küssen. Aber ich erlege meine Beute lieber höchstpersönlich. Als Mensch der schreibt und wenig liest bin ich annähernd immun gegen Massenhatz. Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie geduldig Papier ist. Aber Politik fällt vom Rand meiner Erde. Weil ich der Meinung bin, dass Politik nicht da passiert, wo wir sie hinwählen. Politik passiert überall und dann am meisten, wenn man sich völlig unpolitisch fühlt. Politik passiert überall da, wo ein Stein geworfen, ein Wort gesagt und eine Hand geschüttelt wird. Politik wird nicht gemacht. Sie ereignet sich aus Ursprung, Zufall und Notwendigkeit.

Und – nein, ich habe nicht gewählt.

Ein Quantum Frau

Wie viele Frauen verträgt eine Beziehung? Oder sollte ich fragen - wie viele Frauen verträgt eine monogame Zweierbeziehung mit mehrheitlich traditionellen Wertvorstellungen in der heutigen Zeit?
Ist dieses "auswärts Appetit holen" eine Sache, auf der die Männer das Monopol haben? Oder haben sie wegen ihrer visuellen Reizbarkeit lediglich einen Grossteil der Anteile inne? Und sind wir frauen gar die Verwegeneren, weil wir nicht öffentlich breittreten was uns gefällt und auffällt? Weil wir still - vielleicht sogar unbewusst - geniessen? Weil wir in unserer Dreistigkeit bei fremden Männern von den selben Eigenschaften profitieren, die wir beim eigenen Partner verfluchen?
Und dennoch...warum wirken die paar Paar Brüste, die hübschen Augen und die knackigen Hintern so plakativ? Wo frau doch genau weiss, dass es eben nur das und "weiter nichts" ist. Warum drehen sich die Gedanken so hartnäckig um das, was man möglicherweise nicht bieten kann? Wo man doch tief im Innern weiss, dass man in seiner Unvollkommenheit so einzigartig für sich selbst und den anderen ist, dass einem niemand je ersetzen könnte.
Aber all dies Bewusstsein hilft nicht. denn da ist noch das Misstrauen und Plan B, der sich unweigerlich in unseren Hinterköpfen konstruiert - für den Fall, dass sich die Männer mit ihren Optionen auf Anteile für fremde Hintern verspekulieren...

Zum Teufel mit dem Alkohol

Warum? Warum nur lässt Alkohol die Menschen Dinge sagen, die sie sonst hüten wie ihr grösstes Geheimnis? Dinge, für die sie sich sonst fast gar schämen, weil sie ihrer Meinung nach so zu viel Gefühl zeigen, zu viel Angriffsfläche bieten würden - zu sehr verletzt werden könnten? Warum erleichtert einem eine gelöste Zunge das Aussprechen von Dingen, die zum aussprechen noch nicht reif genug sind? Und warum eigentlich gibt es überhaupt Dinge, die wir unter normalen Umständen nie und nimmer preisgeben würden? Dabei handelt es sich vielleicht um Gefühle, um Ängste, um Gedanken, die sich um sein Gegenüber drehen. Warum sie aufbewahren, einpacken und tief drin einschliessen, bis es vielleicht irgendwann zu spät ist um sie zu äussern? Vielleicht würde alles leichter, wenn man mehr aussprechen würde. Aber man befürchtet, den Anderen damit zu überfordern, ihn in Bedrängnis zu bringen. Man fürchtet, sein Gesicht zu verlieren, wenn man das Herz auf der Zunge trägt. Und ein ganz klein wenig erwarten wir doch, dass man uns ansieht was in uns vorgeht. Man erwartet dadurch vielleicht sogar eine Bestätigung dafür, dass einem jemand ohne Worte versteht - will sich eine Legitimation für das Verlieren seines Herzens holen. Die gibt es nicht. Und sich darauf zu verlassen, dass sich Ängste in Nichts auflösen und Träume sich von alleine erfüllen ist Wunschdenken. Aber warum müssen wir uns erst an die Grenzen der eigenen Wahrnehmung trinken, damit das nach aussen tritt, was sonst für lange Zeit oder gar ewig verborgen bleiben würde? Warum muss alles um einem herum so laut werden dass man es nicht mehr hört, um hinauszuschreien was im tiefen Innern flüstert?

Die Qualen des Seins

Was macht uns zu dem was wir sind? Sind es tatsächlich die anderen? Ist es tatsächlich, was über uns erzählt und von einem gehalten wird? Legen wir so viel Wert auf Meinungen von Menschen, die wir selber nicht gut genug kennen um ein Bild von ihnen zu haben?
Sollte es nicht so sein, dass wir uns selber am besten kennen und aus dem, was andere aus unserem vermeintlichen sein schliessen, lediglich rückschlüsse über die wirkung unserer selbst während einer Momentaufnahme ziehen? Ist es uns nicht freigestellt, auf Kritik oder Missfallen auch mal gar nicht zu reagieren? Besitzen wir die Fähigkeit, wohlgemeinte Anmerkungen von ungerechtfertigtem Verriss zu unterscheiden - egal in welcher Form auf einem zugegangen wird? Und was zum Teufel treibt mich dazu, diese schon zu oft gestellten Fragen auf ein Neues niederzuschreiben und mein geplagtes Hirn noch mehr zu quälen?

Freitag der Dreizehnte

Freitag der Dreizehnte. Und ich thematisiere das nicht. Das soll mir erst mal einer nachmachen.
Es hat mich doch in mittlerem Ausmass erstaunt, wie manche Menschen auf Worte reagieren. Auf Worte, die sich um ein Thema drehen das sie beschäftigt oder von dem sie denken, dass es mich beschäftigt. Von Entrüstung bis Mitleid wurde gestern so ziemlich alles an mich herangetragen. Dies für die Akten: nein, es ging dabei nicht um mich. Ich bin lediglich über etwas gestolpert, das mich irgendwie berührte und ich habe darüber geschrieben. Ich habe mir Gedanken gemacht und mich auseinandergesetzt. Es ist schon erstaunlich wie schnell assoziiert wird, wie schnell verurteilt und am allerschnellsten persönlich und übel genommen.
Wer schreibt und glaubt, dies öffentlich tun zu müssen, stellt sich freiwillig einem bunt zusammengewürfelten Tribunal von Henkern und Henkershenkern. Egal ich welche Richtung du dich gedanklich bewegst - es kann sauer aufstossen. Dabei wird dem was man schreibt meist mehr Bedeutung beigemessen als dem, was man anmerkt oder beifügt. Mit Schreiben macht man sich die grössten und erbittertsten Feinde. Aber man findet auch die, die sich am intensivsten mit einem auseinandersetzen. Man merke aber, dass sie nur das für wichtig und richtig anerkennen, was öffentlich geschrieben steht.
Wer schreibt verunsichert. Das zeigt der Direktversuch mit Menschen, die einem am liebsten irgendwo einschliessen würden, damit man nur noch für sie da ist. Solche Menschen treibt man mit Schreiben in den Wahnsinn. Schreiben ist für sie die einzige relevante Bestätigung dafür, dass man denkt. Der einzige Beweis schwarz auf weiss. Und das zerfrisst solche Menschen innerlich - denn Gedanken sind frei und werden es auch immer bleiben.

Gefühle unter dem Hammer

Was tut man mit schmerzlichen Erinnerungen? Mit Gegenständen und Reliquien aus früheren Zeiten, die einem heute nur noch Tränen in die Augen treiben oder Zornesfalten in die Stirn kerben? Abgesehen von verbrennen, zerstückeln, kleinscheiten, drüberurinieren, verschenken, im Wald aussetzen oder drogensüchtigen Obdachlosen in die geklauten Supermarkttüten schmuggeln? Richtig - wir versteigern den ollen Krempel auf einem strak frequentierten Internet-Auktionsportal. Wegwerfartikel Nummer eins - mit der höchsten Schmerzensrate, den meisten unerfüllten Wünschen und den grössten Enttäuschungen verbunden: das Hochzeitskleid. Einst glamourös, auf den Leib geschneidert und durch die rosa Brille bestimmt hundertfach hübscher als für jeden anderen anzusehen. Jede Frau, die eins davon getragen hat, durfte einen Tag lang die Schönste sein, hat darin vor lauter Aufregung geschwitzt und sich übergeben, Wein und Champagner darüber gekippt und es zu später Stunde mit mehrstöckiger Torte bekleckert, bevor sie dann darin über die vielbesagte Schwelle getragen wurde. An Brautkleider sind Mädchenträume geknüpft und die Illusion eines Prinzen, der einem bis zum bitteren Ende auf Händen trägt. Ein Mann für den Frau jeden Tag die Schönste ist, der mit ihr tanzt auch wenn die Musik schon lange nicht mehr spielt und der trotz zerzauster Haare und Schlabberpulli jederzeit ja zu ihr sagen würde. Und dann, eines weniger schönen Tages sitzt eine Frau am Bildschirm und ringt sich die letzten guten Worte für ein Kleid ab, das einst Sinnbild für ihre Träume war. Für diesen Schritt gibt es zwei gute Gründe. Hör mal, Schatz - ich kann mich von meinem Brautkleid trennen. Nein, es ist wirklich keine grosse Sache. Der alte Fetzen verstaubt doch nur im Schrank und ich weiss doch wie dringend wir das Geld brauchen. Ja, ich liebe dich auch. Das ist die zwar nicht ganz so romantische Variante, aber sie zeugt mehr als zuvor von Hingabe und das Verwirklichen gemeinsamer Ziele. Das zweite Motiv, sein Brautkleid zur Ramsch-Auktion freizugeben, ist wesentlich finsterer. Ich habe den Scheisskerl geliebt - das hat er nun davon. Ich ergaunere mir die letzten paar Scheine, die sich aus unserem gemeinsamen Elend noch rausquetschen lassen. Und dann verpiss dich, elende schmerzliche Erinnerung - ich bin ein neuer Mensch und lasse mich nicht von alten stofffetzen knechten. Fünf Minuten später gesellt sich ein neues Angebot zu den hunderten von ausrangierten Brautkleidern ins Auktionsportal. Das Foto - wie bei allen anderen - aus dem Brautmodekatalog oder aus dem persönlichen Hochzeitsalbum. Erinnerungen an einen sonnigen Mai-Tag, geprägt von abgeschnittenen Köpfen, schwarzen Balken und lieblos wegretuschierten Gesichtern. Was bleibt ist der Preis, der sich aus Neupreis und mehr oder weniger grosser Enttäuschung ableiten lässt. Eine nüchterne Zahl als Verkaufswert seiner tiefsten und geheimsten Wünsche.