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2013/06/11

Das unbefleckte Verhängnis

Es wird Zeit, ein hartnäckiges Vorurteil aus der Welt zu schaffen: Einzelkinder sind nicht verwöhnt. Nicht grundsätzlich. Vielleicht ist ihnen in der Kindheit mehr ungeteilte Aufmerksamkeit vergönnt, als verschwisterten kleinen Geschöpfen. Möglich, dass dies auf Aussenstehende wirkt, als würde das Einzelkind verwöhnt. Im Gegenzug fallen alle Aufgaben, die Eltern gleichmässig unter ihren Nachkommen verteilen um ihnen Verantwortung und Selbständigkeit beizubringen, dem Einzelkind alleine zu. Wenn es seine Sache gut macht, heimst es auch das ganze Lob alleine ein. Dies mag ebenfalls wirken wie Verwöhnen. Allerdings nur für das ungeschulte Auge. Die Entwicklung des Einzelkindes wird im frühen Stadium mit einer gesunden Dosis Aufmerksamkeit genährt und später zu einem selbständigen Erwachsenen herangezogen. Bis es, wenn es alt und schlau genug ist, merkt, dass es familiär gesehen ziemlich alleine da steht. Im Übrigen sieht es sich mit einer Vielzahl von Erwartungen konfrontiert, die es ebenso selbständig und selbstverständlich zu erfüllen hat, wie es erzogen wurde. Ein vernünftiger Umgang mit Geld, eine ordentliche Bleibe, eine Karriere die sich sehen lässt, eine eigene Familie mit gut erzogenen Kindern – so und ähnlich sehen die Wünsche aus, die Eltern für ihre Kinder hegen. Doch was, wenn einer oder mehrere davon unerfüllt bleiben? Unter Geschwistern fallen kleine Defizite nicht ganz so arg ins Gewicht. Das eine Kind lässt mit seinem Doktortitel die Alkoholkrankheit des anderen etwas weniger schwer wiegen. Die Homosexualität des einen wird von den drei gesunden Kindern des anderen überstrahlt. Und das gestörte Verhältnis zum einen bedrückt die Eltern weniger, wenn sich das andere Kind gerade ein Haus für drei Generationen anschafft. Während Geschwister sich das Erfüllen der Elternwünsche untereinander aufteilen können, müssen Einzelkinder allen Ansprüchen gleichermassen gerecht werden. Dass dies für einen einzelnen Menschen kaum machbar ist, leuchtet ein. Eltern mögen noch so voller Liebe und Verständnis sein, und dennoch plagen sie die Gedanken daran, bei der Aufzucht versagt zu haben, wenn ihr Nachwuchs für ihre Begriffe in Teilen seiner Existenz scheitert. Nicht selten führt dies zu einem irreparablen Schaden am Eltern-Einzelkind-Verhältnis. Oder wie war das damals mit Gott und Jesus?