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2013/12/30

Das Unwort meines Lebens

Was ist schon das Unwort des Jahres, gegen das persönliche Unwort aller Zeiten? Ich hab meins schon gefunden. Und ich verrate es euch gern. Natürlich gibt es viele Worte, die der Volksmund durch inflationären Gebrauch abwertet. Dieses eine Wort ist mir deshalb aufgefallen, weil ich selbst oft damit beleidigt werde: kreativ. „Du bist so kreativ!“...und das mitten ins Gesicht, ohne Vorwarnung und gelegentlich sogar auf leeren Magen. Zugegeben, auch ich habe mich früher mit diesem Wort geschmückt und es sogar in Bewerbungsschreiben mit meiner Persönlichkeit in Verbindung gebracht. Mittlerweile ist mir klar geworden, dass die ursprünglich hoch gelobte Kreativität zum Deckmantel eines seltsamen Verhaltens verkommen ist. Sich für eine Denkpause zurückzuziehen ist kreativ, rumzulaufen wie ein bekiffter Hippie ist kreativ, völlig abgehoben über Nichtigkeiten zu diskutieren ist kreativ, rumzuhängen und über das Leben nachzudenken ist kreativ, die gelangweilte Hausfrau ist beim Einrichten und Basteln kreativ, die Kindergärtnerin ist beim Pausenobst-Schnitzen kreativ, ja sogar der Serienkiller ist beim Arrangieren lebloser Körperteile kreativ. Jeder, der schon mal ein Gesicht auf einen Blumentopf gemalt hat, ist kreativ. Und jeder, der ein Cupcake verziert, ist kreativ. Ganz ehrlich - welcher Mensch, der mit geistigem Eigentum seinen Lebensunterhalt verdient, möchte mit all diesen Kreativen in einen Topf geschmissen werden? Das, was ursprünglich mit Kreativität gemeint war, ist in Wirklichkeit lang erarbeitete Technik und hartes gedankliches Handwerk. Es ist die Begabung, das Undenkbare zur richtigen Zeit und im passenden Kontext mit dem Möglichen zu verbinden. Dieser wenig magische Moment hat weder mit Glitzerkleber noch mit dem Gipsabdruck eines schwangeren Bauches zu tun und kann sich an einem nüchternen Arbeitsplatz genauso ereignen, wie beim Einkaufen oder auf dem Scheisshaus. So.