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2008/02/21

Östrogenes ADS

Ein bei meinen Geschlechtsgenossinnen ab Mitte zwanzig verbreitetes Syndrom. Überwiegend bei weiblichen Parts von langjährigen ganz ansehnlichen, aber relativ monoton verlaufenden Beziehungen auftretend. Das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom der partnerschaftlichen Art. Es ist die Ausgeburt einer in den Grundzügen friedvollen und annehmbar glücklichen zwischenmenschlichen Beziehung, die aber ohne namhafte Höhe- oder Tiefpunkte verläuft. Wie langweilig? Eben da liegt das Problem. Man kriegt sich kaum in die Haare – ahnt gar, dass einem das männliche, doch eigentlich so passende Pendant, nicht mehr richtig zuhört und sich aus diesem Grund nicht an einem aufreibt. Was früher einen prickelnden Streit verursacht hat, scheint von einer lauen Brise davongetragen zu werden. Und was früher zu kleinen innerlichen Freudentänzen bewegt hat, besteht nur noch in verblasster Erinnerung. Keine Blümchen mehr, die hinter dem breiten Rücken hervorgezaubert werden. Die Küsse werden routiniert und seltener. Und da tritt für frau der Ausnahmezustand ein. Es sind keine Probleme da, die als solche benannt werden könnten. Keins der kleinen Defizite kann zu einem handfesten Streit mit angemessener Versöhnung aufgebauscht werden. Und dennoch muss sich etwas ändern, um die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. Also schnorren wir uns ein Kind. Ja, ganz recht. Wir lassen unseren Partner im Glauben, seine Frucht auszutragen würde beide auf die nächst höhere Ebene einer logischen sowie biologischen Abfolge katapultieren. Dabei sind wir lediglich daran interessiert, dass er seine Aufmerksamkeit in unsere Eierstöcke einbringt, in deren Umgebung sie für die nächsten neun Monate behutsam eingelagert wird. Und dann? Ganz ehrlich, was kommt dann? Das neue Leben schlüpft aus seinem zu klein gewordenen Sous-terrain-Appartment und schneller als wir gucken können, richtet sich die gesamte Aufmerksamkeit unseres Geliebten auf das süsse kleine Geschöpf, das so viel von ihm und so wenig von uns hat. Nun, was dann?