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2013/02/22

Die Vermessung des Penis

Zugegeben, ich wühle diesmal tief in den Klüften der Doktor-Sommer-Psychologie. Aber ich wurde von einer mir weitgehend unbekannten Person auf Diskussionsbedarf zum Thema Penisgrösse hingewiesen. Mit der Aussage: „Meine Freundin hat mich verlassen, weil ich angeblich nicht gut genug ausgestattet bin. Und sie ist schon die Zweite.“ Da kommt Frau ins Grübeln. Immerhin hat sie ja doch so ihre Ansprüche an die primären Geschlechtsorgane ihres Sexualpartners. Aber deswegen Schluss machen? Tun wir sowas? Meine weiblichen Weggefährtinnen sind es gewohnt, dass ich sie ohne Umschweife mit solchen Themen konfrontiere und so liess ich die folgenden Fragen in verschiedene Gesprächsrunden einfliessen: Sind kleine Schwänze Trennungsgründe? Was ist klein? Wann sind sie gross genug? Lässt man sich auf eine Beziehung mit einem Menschen ein, der einem im Bett nicht genügt? Erwachsenes Kichern. Es folgen Vergleiche mit Obst, Gemüse und Wurstwaren. Zwar einigt man sich darauf, dass die Penisgrösse und insbesondere der Umfang sehr wohl Einfluss auf die sexuelle Befriedigung der Frau haben. Aber die Massstäbe dafür können nicht klar definiert werden. Es ist mir eine Ehre, an dieser Stelle eine neue Masseinheit für männliche Geschlechtsteile einzuführen, unter der sich alle etwas vorstellen können. Die Herleitung von Schwertgrössen scheint mir mehr als passend, also nennen wir sie doch Einhänder, Anderthalbhänder und Zweihänder. Alles was über der Grösse des Zweihänders liegt, könnte eine schillernde Zukunft in der Porno-Industrie finden, ist aber für den europäischen Hausgebrauch zu gross und zu schmerzhaft. An alle, die mit einem Zweihänder ins Gefecht ziehen: Herzlichen Glückwunsch, ihr braucht euch nicht zu verstecken. Aber seid euch dessen bewusst, dass das für einige Frauen bereits zuviel ist. Die Anderthalbhänder sind vielseitig einsetzbar und dürfen sich zum breiten Mittelfeld zählen, in dem so mancher Mann rumwuselt, der sich fragt, ob sein Penis nicht doch zu klein ist. Wer sich seines Einhänders in der Hose bewusst ist oder gar unter dieser Messlatte liegt, sollte sich dringend mit anderen Techniken beschäftigen, die seine Partnerin sexuell erfreuen. Und Männer, lasst euch das gesagt sein: Nicht nur ihr habt Zweifel daran, ob ihr beim Sex körperlich überzeugen könnt. Frauen haben das genauso. Sie fürchten, dass ihre Brüste zu klein sind, dass sie hängen wenn der BH erst mal ausgezogen ist, dass sie nicht ausdauernd genug sind, dass der Bauch zu sehr mitwippt, dass die Schenkel zu breit sind – ja sogar, dass ihre Stimme zu hoch ist und irgendetwas davon bewirken könnte, dass ihr Männer den Schwanz einzieht und das Weite sucht. Wir alle haben unsere Mankos und sind dadurch gezwungen, beim Sex mehr von uns beizusteuern als einen makellosen Körper. Und ist es nicht das, was die Intensität dabei erst ausmacht? Zurück zu meinen befragten Damen. Sie zierten sich, ihre Bedürfnisse in Zentimetern auszudrücken. Vielleicht, weil keine von ihnen ein Massband unter dem Kopfkissen bunkert. Vielleicht aber auch, weil sie nicht preisgeben möchten, mit welchen Dimensionen sie es in ihrer Partnerschaft zu tun haben. Und genau da unterscheiden sie sich von Frauen, die einen Kerl wegen mangelnder Ausstattung verlassen: Sie sind verliebt. Mit Vorhaut und Haar. Sie sind glücklich mit dem was sie haben und möchten es mit nichts vergleichen. Schliesslich haben sie sich eines schönen Tages dazu entschieden, genau diese Beziehung einzugehen – im Wissen, was ihr Partner zu bieten hat. Meine weiblichen Quellen liessen allerdings auch verlauten, dass sie sich nicht dauerhaft auf einen Mann einlassen würden, der ihnen im Bett nicht genügt. Und ich persönlich würde das genauso wenig. Wir alle halten es für das Ehrlichste, mit offenen Karten zu spielen, uns monatelanges Rumprobieren und dem Gegenüber späteren Trennungsschmerz zu ersparen. Ein „Dein Schwanz ist zu klein“ kann also nur die billige Verschleierung einer vielleicht aufwändigeren aber ehrlichen Begründung für eine Trennung sein. Und die hat vielleicht mit dem wahren Problem zu tun. Und das rührt nicht vom kleinen Penis her, sondern vom winzigen Ego, das nicht selten direkt mit dem Gehänge zusammenhängt.