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2014/09/17

Findet uns das Glück?

Findet uns das Glück, oder müssen wir es suchen? Trifft es uns unverhofft wie der Dartpfeil eines Betrunkenen, oder ereilt es uns Stück für Stück? Kann man Glück haben oder glücklich sein, wenn die eigenen Wünsche unerfüllt bleiben? Wünsche und Träume von Menschen mitte dreissig sind erschreckend banal. Praktisch alle von ihnen wünschen sich ein Eigenheim an einem schönen Ort - auch die, die den Glauben an tiefe Empfindungen schon komplett begraben haben. Die etwas optimistischeren unter ihnen würden als Zugabe zum Häuschen gerne die grosse Liebe finden oder behalten. Wer kaum mehr schlafen kann, weil das Ticken der biologischen Uhr lauter ist als eine Strassenparade, der wünscht sich Kinder - fast schon egal mit wem. Grosse Karrierewünsche werden seltener genannt - schliesslich müsste man jetzt schon etwas vorzuweisen haben. Gesundheit wünschen sich nur diejenigen, die schon mit ernsthafter Krankheit in Berührung gekommen sind. Wer sonst keine Ziele hat, hat immerhin Reiseziele. Das war's dann aber auch schon mit den Wünschen, die einem dieses Alter förmlich aufzwingt. Weil man in dieser Lebensphase merkt, wie schnell einem die Zeit davon läuft, beginnt man, sich seinen Wünschen anzunähern - mit den Mitteln, die einem gerade zur Verfügung stehen. Sobald man mit diesem unbeholfenen Hinterherstolpern begonnen hat, führt kein Weg mehr zurück, weil es zu viele Mitwisser gibt. Auch ich habe schon oft mitgewusst und nachgefragt, mich nach dem Stand der Dinge erkundigt, genickt und ermutigt. Aber - ganz ehrlich - ich habe noch niemanden getroffen, der bei der Materialisierung seines Glücks auch wirklich glücklich war. Das ist noch nicht - das wird dann schon. Wenn das Kind dann endlich da ist und sich der strapazierte Körper wieder erholen kann. Wenn dann der tadellose Traummann nach einer weiteren einsamen und durchweinten Nacht am Sonntagmorgen an der Tür klingelt. Wenn der untergetauchte Bauunternehmer mit dem ganzen bereits investierten Geld wieder da ist. Es gibt so viel unschönes auf dem Weg in eine vermeintlich schöne Zukunft, dass man als ungeübter Betrachter glatt glauben könnte, die Menschen machen sich damit unglücklich. Ich habe nie jemanden sagen hören "Wow, dieser 18-Stunden-Flug ins Urlaubsparadies hat mir riesigen Spass gemacht" oder "Wie hab ich mich gern mit dem Elektriker um die Steckdosen gestritten". Was lernen wir daraus? Wenn es um das Erfüllen von Wünschen und das Erreichen von Glück geht, kann der Weg unmöglich das Ziel sein.