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2012/03/23

Die Macht der Windel

Ich mache kein grosses Geheimnis daraus, dass mich Familienplanung befremdet. Das geht sogar so weit, dass ich Eltern nicht helfe, ihre Kinderwagen in öffentliche Verkehrsmittel zu hieven. Mir hilft schliesslich auch niemand, meine Lebensentscheidungen zu tragen. Aus sehr egoistischen Motiven kann ich auch keine besonders grosse Freude aufbringen, wenn sich mein Bekanntenkreis zur Fortpflanzung entscheidet. Nicht, weil ich Kinder nicht besonders mag, sondern weil ich viele Eltern nicht besonders mag. Viele Eltern sind quengeliger als ihre Kinder. Sie fokussieren sich schon fast in ungesunder Art und Weise auf ihre Nachkommen. Sie stellen sich selbst weit unter ihre Kinder oder definieren sich gar über die Entwicklung ihrer Sprösslinge. Sie finden keine Themen mehr, die sich nicht um die Aufzucht drehen. Vernünftige und intelligente Menschen verlieren die Gabe des klaren Denkens und begeistern sich auf einmal für Exkremente. Sie halten mit Essen beschmierte kleine Gesichter plötzlich für süss. Und sie sprechen in einer Sprache, die jeglichen Inhalt ausklammert. Dabei vergessen sie meiner Ansicht nach, dass ihr Kind irgendwann erwachsen sein wird und keinen Nutzen davon hat, dass die Entwicklung seiner Eltern bei der Geburt stehen geblieben ist. Mal ehrlich – das muss doch nicht sein. Ich sehe ein, dass ein Kind vieles verändert. Nahezu alles. Und genau daher rührt meine mangelnde Begeisterung. Meine Freunde und Bekannten verdienen meine Sympathie damit, dass sie so sind wie sie sind. Sobald sie ein Kind erwarten, setzen sie zum Blindflug für ihre eigene Persönlichkeit an. Niemand kann mir versprechen, nicht zu dieser unerträglichen Sorte von Eltern zu werden. Niemand kann mir versprechen, dass wir nach wie vor Gemeinsamkeiten oder einen kleinsten gemeinsamen Nenner haben werden. Deshalb ist die Geburt eines Kindes manchmal das eingeleitete Sterben einer freundschaftlichen Verbindung. Mütter und Väter denen es gelingt, sich selbst zu bleiben, verdienen meinen Respekt. Und ich mache ihnen das Geschenk der Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit, die sie bitter nötig haben, um sich selbst in dem ganzen Strudel von ist-es-nicht-süss und was-macht-es-denn-tut-tut-tut nicht nur noch als Elternteil zu sehen, sondern als eigenständige Persönlichkeit.