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2014/02/03

Botox fürs Ego

Im Damenoberbekleidungsfachgeschäft mit dem unaussprechlichen Namen. Zwei ausgesprochen junge Dinger tänzeln auf ihren schmalen Beinchen zwischen zwei Umkleidekabinen hin und her, drehen sich vor den Spiegeln und beurteilen gegenseitig, was ihnen steht und was süss aussieht. Könnten meine Töchter sein, wenn ich in jungen Jahren dumm gewesen wäre. Ich verziehe mich in eine der hinteren Kabinen. Will ja nicht, dass sie sich von Oma gestört fühlen. Und ich hätte auch lieber meine Ruhe. Ich höre, wie das eine Mädel zum anderen sagt „Das passt irgendwie nicht. Ist obenrum zu weit.“ Und ich denke: Natürlich, du hast ja auch noch keine Titten. Da wächst du noch rein. Kauf dir das Teil als Motivation. Sie versuchen mit weiteren Kleidungsstücken, ihre noch nicht ganz vorhandenen Reize zu betonen. Ich drehe mich vor dem Spiegel und stelle zufrieden fest, dass die eng geschnittene Jeans am Hintern etwas zu weit ist. Fein gemacht. Und das in meinem Alter. Ich schnappe die zwei ausgesuchten Oberteile und bahne mir den Weg zur Kasse. Dort stehen die beiden Mädchen vor mir und bezahlen - mit Bargeld. Das eine lässt sich sogar ein Shirt bis am Abend zurücklegen, weil Mutti noch vorbeikommen und schauen will, für welchen billig produzierten Asien-Fummel ihr mühselig beiseite geschafftes Haushaltsgeld draufgehen soll. Ich zahle mit Karte und denke: Ha - MEIN Geld, MEINE Klamotten! Ich gehe in den nächsten Laden und kaufe mir eine Flasche hochprozentiges Irgendwas. Darf ich ja. Später setze ich mich in MEIN Auto, drehe die Musik lauter und fahre nach Hause - in MEINE Wohnung. Und ich denke mir: Scheiss auf ewige Jugend. Erwachsensein ist Chef! Nachtrag: Was ist eigentlich aus dem geworden, was wir als Teenager immer wollten? Musik hören bis die Wände wackeln, duschen bis das Wasser kalt wird, vor dem Fernseher essen, den Müll nicht trennen, rauchen, rumschlurfen, Zeug rumliegen lassen, lang ausgehen, zu kurze Röcke tragen, rumknutschen, mit Freunden abhängen, wilde Partys schmeissen, uns hauptsächlich von Pizza und Fritten ernähren, endlos telefonieren. Tun wir heute – wo wir es dürfen - noch etwas davon?