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2017/01/06

Ohne Gemeinschaftskarte kein Spiel

Für viele Frauen ist Mutterschaft eine Art heiliger Gral, nach dem sie schon seit ihrer Geschlechtsreife streben. Ohne Zweifel, ohne Bedingungen, ohne Forderungen. Selbstlos und mit viel Kraft und Voraussicht für jede Was-wäre-wenn-Situation. Sie sind sich der Entscheidung für ein Kind so sicher, dass sie kein Schicksalsschlag und keine Konstellationsveränderung davon abhalten würde, eine gute Mutter zu sein. Aus meiner Sicht ist das auch die einzig richtige Einstellung zu dieser schwerwiegenden Entscheidung. Ich hingegen habe eine Andere. Wer mich kennt, der weiss, dass ich mich in der Schlange beim Storch nur ungern einreihen und erst recht nicht vordrängeln würde. Der Grund dafür ist komplex, aber schnell erklärt. Ich bin zu egoistisch und zu anspruchsvoll für aufopfernde und bedingungslose Mutterschaft. Ein Kind allein würde mir nicht reichen. Ich möchte auch den dazugehörigen Mann, der glücklich und bei mir zu bleiben und gefälligst erst nach mir abzuleben hat. Und damit nicht genug. Ich möchte Eltern, Geschwister, Freunde, Verwandte, Bekannte und Nachbarn, die mir menschlich und geografisch so nah wie möglich sind und die spontan vorbeikommen. Ich möchte eine Tür, die allen offen steht. Ich möchte einen grossen Tisch, an dem immer Platz für einen Teller mehr ist. Ich möchte immer was zu lachen und zu trinken. Ich möchte alles, was mich davon abhält, eines langweiligen Tages Tontopf-Figuren zu basteln und mein Kind als einzigen Gesprächspartner zu haben. Nein, Mutterschaft allein würde mir nicht reichen. Es müsste schon eine Familie sein.

2016/11/21

Das elfte Gebot

Es gibt so viele Menschen auf der Erde, dass es einem einstweilen unmöglich erscheint, auf einen zu treffen, der zu einem passt. Manche finden einander auf einem anderen Kontinent. Manche verlieren sich aus den Augen und treffen sich nach Jahrzehnten wieder. Manche lernen sich da kennen, wo sie eigentlich nicht sein sollten. Viele Geschichten des Kennenlernens zweier Menschen sind voller Verkettungen von Umständen, wie man sie sich kaum vorstellen kann. Was sie zusammengeführt hat, ist oftmals so unglaublich, dass sich selbst ihre Urenkel noch kopfschüttelnd daran erinnern werden. Auch wenn ich persönlich der Meinung bin, dass es für jeden mehrere Menschen gibt, die ihn ganz gut ergänzen: Jemanden zu treffen, der zu einem passt, grenzt fast schon an ein Wunder. Ein Mensch, der dir das Gefühl gibt, hübsch und liebenswert zu sein. Der sich Zeit für dich nimmt, die er gar nicht hat. Ein Mensch, dank dem du wieder Musik hören kannst, ohne dass es weh tut. Der dich scheinbar ohne Grund zum Lächeln bringt. Der dich nicht ändern will und den du genau so haben möchtest, wie er ist. Ein Mensch, der dich nicht aufgibt, auch wenn er dich mal nicht versteht. Einer, der - ohne es zu wissen - deine Freude an dem wiedererweckt, was dich mal ausgemacht hat. Wenn du so einen Menschen findest, ohne ihn gesucht zu haben, dann sagst du nicht Nein zu ihm. Auch wenn du ihn ohne Drama, Weltreise oder spektakuläre Wendungen ganz in deiner Nähe gefunden hast. (Du sollst Ja zu ihm sagen.)

2016/06/28

Unverbindlichkeits-Unverträglichkeit

Für zwei junge Frauen war es der klassische Samstagabend, an dem sie mit einer Freundin ein paar Stunden totschlagen und später allein zu Bett gehen würden. Und ich habe sie einen kurzen Moment bei ihren Gesprächen belauscht. Die eine nenn ich einfach mal Moppelchen (ich darf das – war schliesslich auch mal eins) und die andere Grübchen. Gerade als ich mich ins kaum frequentierte Fumoir begab, fragte Moppelchen Grübchen ganz erwartungsvoll, ob „er“ sich denn gemeldet hätte. Grübchen zückte das Handy. Nein. Heute noch nicht. Aber sie ergänzte betont locker, was das zwischen ihm und ihr doch für eine angenehme Sache sei. Keine Verpflichtungen, einfach gemeinsam eine gute Zeit haben und so weiter. Moppelchen nickte verständnisvoll, während Grübchen eine App auf dem Smartphone anpeilte. Oh. Er hat ein neues Profilbild. Und sieh mal, Moppelchen – er hat ein neues Tattoo. Sieht ja geil aus, aber…wusste ich gar nicht. Grübchens Augen erstarrten. Sie hätte wohl vor lauter Frust ihre eigenen Zähne aus dem Zahnfleisch saugen und runterschlucken können, bewahrte aber Fassung. Moppelchen erkundigte sich, ob sie ihn denn an diesem Abend noch treffen würde. Nein. Er sei wohl wieder mit seinen Kumpels dortunddort wie meistens. Auf jeden Fall: Egal. Soso. Egal. Ich wäre so gerne zu Moppelchen und Grübchen hingegangen und hätte insbesondere Grübchen gefragt, wozu denn diese Maskerade gut sei. Wozu selbst vor einer Freundin verstecken, dass einem etwas gerade an die Nieren geht? Warum nicht zugeben, dass man zum Grossteil der Frauen gehört, die eben nicht mit jedem Trottel ins Bett steigt, sondern nur dann, wenn sie mehr in einem Mann sieht? Die sich eben nur dann auf gelegentliche Treffen einlässt, wenn sie einen Kerl wirklich mag und besser kennen lernen möchte? Warum nicht zugeben, dass man gerne Teil des Lebens eines anderen Menschen sein und nicht durch Profilbilder und Status-Updates von einschneidenden Veränderungen erfahren möchte? Warum mit aller Gewalt verdrängen, dass man sich wegen eines Mannes wie Zuckerwatte und Honigmilch fühlt? Seit wann muss man sich so abgestumpft geben, wenn man eigentlich gerade verwundbar ist? Und seit wann gilt es als Schwäche, sich Verbundenheit zu wünschen? Ich liess Moppelchen und Grübchen sitzen, machte auf dem Absatz kehrt und behielt meine Fragen für mich. Ich ging an diesem Abend nicht alleine ins Bett, sondern mit dem Vorsatz, es künftig selber besser zu machen.