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2013/09/26

Happy Klimakterium-Hour

Neulich konnte ich einen Blick ins Jenseits werfen. Ins jenseits der Vierzig. Ich bin an einem Samstagabend die paar Stufen hinunter in einen Bikerschuppen gestiegen, in dem sich unter der Woche eher die Dorfjugend rumtreibt. Mit angestrengt souveräner Mine tauchte ich ein in das Gedränge, das sich ausschliesslich aus Frauen und Männern zwischen Mitte vierzig und Mitte fünfzig zusammenfügte. Frauen im Sog der Wechseljahre und Männer, die gerade mal eben die Kurve aus ihrer Midlife-Crisis gekriegt haben. Tatsächlich hatte ich vorher noch nie so viele davon auf so engem Raum gesehen. Dass ich hier nicht dazugehören konnte, war offensichtlich. Dass ich in diesem Umfeld auf „Anfang zwanzig“ geschätzt wurde, erstaunte mich nicht weiter. Da war ich also: Mitten in einer Welt, die noch nicht meine war und mit den grössten Ängsten vor dem Älterwerden. Die Retro-Rock-Beats aus den Boxen wurden zum Ticken meiner inneren Uhr, das mich daran erinnerte, dass trotz Fitness, Styling und Make-up auch in meinem Fall die Zeit nicht einfach still stehen würde. Ich alterte – genau in diesem Moment und in jedem weiteren Moment. Es blieb mir nichts weiter übrig, als zu beobachten und Notiz zu nehmen, mit anzuschauen und auf mich wirken zu lassen. Je mehr ich sah, desto bewusster wurde mir: Sie sind eigentlich nicht anders als wir. Sogar erschreckend ähnlich wie wir. Wie wir vor fünfzehn Jahren. Sie fummeln und sie knutschen rum – nur eben mit Ehering am Finger. Die Single-Mädels rotten sich zusammen und halten nach Beute Ausschau – nur eben mit wenig Erfolg. Und ein paar verzweifelte Junggesellen bewegen sich ungelenk auf der Tanzfläche, in der Hoffnung, ein wenig Körperkontakt ergaunern zu können. Die freizügigeren Damen wickeln sich versuchsweise tanzend um die Stange und wie immer gibt es das eine Mädel, das wesentlich mehr trinkt als es verträgt und um das sich in diesem Zustand niemand mehr so recht kümmern mag. Getrunken wird übrigens überwiegend Bier und Wein. Die Bestellung eines Caipirinhas von der Getränkekarte beschäftigt nach der Frage „Mit Alkohol?“ das gesamte anwesende Personal für gute fünf Minuten. Aber keine Sorge – wenn wir mal über vierzig sind, wird dieser doch sehr einfache Cocktail zu den Standardgetränken gehören. Es wird Musik aus unseren jungen Jahren gespielt und auch wir werden feiern, lachen und uns mit neuen und alten Bekannten treffen. Wir werden vielleicht etwas weniger tanzen, weil das unserer Generation ganz einfach nicht in die Wiege gelegt wurde. Aber alles was wir gerne tun, werden wir tun so lange wir dazu in der Lage sind. Übrigens: Wer um die dreissig ist und sich mal an einem Samstagabend alt fühlt, dem empfehle ich wärmstens die Hauptstrasse 19 im helvetischen Kirchberg.