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2010/08/08

3, 2, 1 – na dann lieber Keins!

Als unfreiwillige Fortsetzung meiner Recherchen in Sachen Internetbekanntschaften darf ich diese kleine Geschichte keinesfalls vorenthalten. Ich denke, sie ist eine von vielen ähnlichen Begebenheiten und verbirgt eine hohe Erfolgsdunkelziffer für den Singlemarkt.

Hinsichtlich meines Umzugs hielt ich es für weise, frühzeitig an die Ausstattung meines künftigen Schlafraumes zu denken. Gedacht, getan. Vor ein paar Wochen habe ich auf einem Online-Auktionsportal zu fairem Preis einen simplen handlichen Röhrenfernseher ersteigert. Es war erst mein zweiter Artikel, den ich in meiner Laufbahn als Nutzerin dieses Portals beim Verkäufer abholen musste. Als ich als Gewinnerin der Auktion feststand, kontaktierte ich den Verkäufer via E-Mail um den Termin der Übergabe auszuhandeln. Dessen Freundin antwortete auf meine Nachricht und so einigte man sich auf eine menschenfreundliche Zeit am folgenden Samstag, an dem das Gerät den Besitzer wechseln sollte. Besagte Freundin war nicht zugegen, als ich die dreissig Franken auf das bemüht moderne Sideboard legte und dafür ein eher staubiges Pantoffelkino in die Hände gedrückt erhielt. Der Herr Verkäufer stellte für mich keinen besonderen Anreiz dar, hatte er doch ununterbrochen seinen kleinen Sohn an der Hand. Männer mit Kindern sind tabu. Da schau ich nicht mal richtig hin. Ehrenwort. Ich war mit meiner Auktionsbeute noch nicht zuhause angekommen, als mein Handy eine Kurznachricht vom Verkäufer ausspuckte. Ich bin ein netter Mensch und antwortete bald. Man will sich ja nicht noch im Nachhinein die Bewertung versauen. Eins führte zum anderen und eh ich mich versah befand ich mich in einer Sackgasse nach Flirthausen. Ich spielte mit offenen Karten und bekundete, dass mein Interesse weder besonders gross noch der gewonnene Augenschein meines Gegenübers besonders ausführlich gewesen war. Die dazugehörenden Gründe lieferte ich in einem kompakt verschnürten Paket mit. Trotzdem liess ich mich ein paar Tage später für einen freundschaftlichen Drink nach der Arbeit begeistern. Am besagten Tag suchte mich eine Überraschung mit mittlerem Peinlichkeitsfaktor heim. Dies in Form eines Strausses roter Rosen, den ich mit mindestens ebenso rotem Kopf beim Empfang meiner Firma abholen und durch die unendlichen Geschäftsräumlichkeiten zu meinem Schreibtisch tragen musste. Durch die Karte liess sich meine spätere Verabredung zweifelsfrei als Absender ermitteln. Der Verkäufer meines Zweitfernsehers entpuppte sich als durchaus netter Zeitgenosse, dessen Faszination für meine Person durchaus ihre schmeichelnde Wirkung hatte. Allerdings stellte er sich ebenfalls als brandenburgische Quasselstrippe vor dem Herrn heraus. Nicht unattraktiv, aber allein die um Oktaven höhere Lache liess mich mit den Zähnen knirschen. Prädikat: nicht männlich genug. Wir diskutierten einige interessante Themen und dann verabschiedeten wir uns – mit eher unterschiedlichen Erwartungen an kommende Tage. Ich teilte dem Rosenkavalier wenig später mit, dass ich seiner Person gegenüber derzeit keine weiteren Interessen verfolge und es für unfair hielte, ihn für den unwahrscheinlichen Fall des absoluten Notstandes auf standby zu behalten. Von dieser frontalen und offensichtlich zynischen Wortwahl schien der Frankfurter wenig beeindruckt und versuchte via Kurzmitteilung weitere Trümpfe auszuspielen. Ohne Erfolg. Die schönen roten Rosen verzauberten meinen Arbeitsplatz für eine ganze Woche, bis sie ihr modriges Ende fanden. Und mit ihnen auch der Kontakt zu ihrem Absender, der sich schliesslich dazu bekannte, zu wenig Energie für das Umstürzen meiner Prinzipien zur Verfügung zu haben. Ich bin sicher er verkauft noch viele Artikel übers Internet. Und ich werde mir ab jetzt ersteigerte Ware nur noch von den Freundinnen potentiell untreuer Verkäufer übergeben lassen. Reine Sicherheitsmassnahme.