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2012/10/04

Touring Club Schweiz: Wir schleppen Sie auch ab!

Falschparken ist schlecht fürs Karma. Diese Erfahrung habe ich vor einiger Zeit beim mehrmaligen widerrechtlichen Abstellen meines Autos gemacht. Es war Freitagabend. Der Abend eines ersten Treffens mit einem – wie sich herausstellte hübschen und intelligenten – jungen Mann. Noch zehn Minuten bis zum Treffen und mein Auto wollte nicht anspringen. Verdammt! Zwei Wochen nachdem mich auf dem selben unseligen Parkplatz ein Rentner um „Sexspielchen“ gebeten hatte*, stand ich nun also da mit meinem unbeweglichen Altmänner-Kombi und war gezwungen, mein Treffen telefonisch abzusagen. Der junge Mann zeigte wider erwarten Verständnis und gesteigertes Interesse an Autos. Aber auch er kriegte meinen breitärschig-amerikanischen Wagen nicht in die Gänge. Unter der Bedingung, dass er mich später wieder zu meinem Auto zurückbringen würde, liess ich mich auf ein Bier mitnehmen. Ein angeregtes Gespräch später stand ich wieder auf dem Parkplatz und kontaktierte den Pannendienst meines Vertrauens: TCS. Bitte haben Sie Geduld...bis zu einer Dreiviertelstunde...warten...jaja...danke. Der junge Mann war noch immer mit von der Partie und bot mir an, im nahe gelegenen Restaurant mit mir zu warten. Getränk bestellt, kurz daran genippt – Handyklingeln. Ich bin da, wo sind Sie? Das ging ja schnell. Ich liess meine Verabredung vorübergehend im Warmen sitzen und kämpfte mich durch die Dunkelheit zum Parkplatz, wo in der Zwischenzeit ein gelbes Pannenfahrzeug vor meinem Auto positioniert worden war. Ein kahlköpfiger untersetzter TCS-Mann nahm mich in Empfang, meinte, dass alles nicht so schlimm sei, klopfte mit dem Hammer ein paar Mal an den Tank meines Fords und dieser fing wieder an zu schnurren. Fein, dankeschön! Ich deutete auf das Gebäude hinter mir. Eigentlich trink ich da gerade was. Springt mein Auto in einer halben Stunde auch noch mal an? Das werden Sie dann sehen, sonst rufen Sie mich wieder an, meinte der pausbäckige Pannenhelfer. Er füllte ein Formular aus, ich gab bereitwillig meine Personalien preis und er wurde dabei merklich netter. Ich weiss gar nicht, ob Sie meine neue Adresse schon haben, gab ich schuldbewusst zu. Ach, Sie sind umgezogen? Wo haben Sie denn vorher gewohnt? Lützelflüh. Dort ist es doch schön – warum zeiht man von da weg? Lebensumstände...Trennung...so was halt...also, meine neue Adresse... Ich diktierte, er kritzelte und schmunzelte. Eigentlich brauche ich Ihre Adresse nicht. Es sei denn, ich soll mal auf einen Kaffee bei Ihnen vorbei kommen. Zwei Glubschaugen kreuzten meinen irritierten Blick. Schon streckte er mir seine rechte Pranke entgegen...“Sämu“. Ich erwiderte reflexartig seinen Händedruck...Sarah...brauchen Sie...ehm du dann noch was von mir, oder kann ich dann wieder...? Grinsen von seiner Seite. Und wenn mein Auto nachher wieder nicht anspringt? Dann rufst du mich an. Scherzkeks, dachte ich. Ich ruf ja ohnehin bei der Zentrale an und die werden mir den zuteilen, der gerade in der Nähe ist. Ich verabschiedete mich, hörte noch sein hoffnungsvolles „Bis bald?“, als ich bereits wieder ein paar Schritte in Richtung Rendezvous gegangen war. Ich schüttelte den Kopf und fragte mich, ob ich wirklich gerade von dem Kerl angegraben worden war. War mein Outfit zu gewagt? War ich zu nett gewesen und zu freigiebig mit persönlichen Informationen umgegangen? Kann doch nicht sein. Da überweise ich brav meine Mitgliedschafts-Beiträge und wenn ich mal eine Dienstleistung in Anspruch nehme, dann wird meine Notsituation ausgenutzt? Nein, kann nicht sein. Zurück im Warmen nahm ich Platz, setzte mein Gegenüber davon in Kenntnis, dass mein Untersatz wieder fahrbar wäre und konnte mir eine Bemerkung nicht verkneifen. Ich glaube, ich wurde gerade angegraben. Nach weiterer Konversation fand ich mich einige Zeit später mit dem netten jungen Mann auf dem Parkplatz, den ich später meiden würde wie einen alten Indianerfriedhof, wieder. Was war das? Da klemmte doch ein Zettel an meiner Scheibe. Ein Zettel, der sich im fahlen Licht der Innenraum-Beleuchtung als TCS-Visitenkarte zu erkennen gab. Darauf standen eine kurze Nachricht und eine Handynummer. „Wenn’s wieder nicht geht... Sämu“. Also doch angegraben. Tatsächlich. Nachdem ich schon meinen persönlichen Körpertherapeuten, Sunrise-Berater und Busfahrer hatte, stand nun mein persönlicher Pannenhelfer scharrend auf der Matte. Igitt! Ich konnte es dann doch nicht lassen, meinem Begleiter mit der Karte vor dem Gesicht rumzuwedeln. Besagten „Sämu“ sehe ich heute noch ab und zu in der Nähe von stillstehenden Autos. Und mache einen möglichst grossen Bogen um ihn und jede weitere Panne. Allerdings scheint etwas Konkurrenz nicht zu schaden. Der junge Mann, den ich an diesem Abend zum ersten Mal traf, wurde etwas später zu meinem persönlichen...sagen wir mal „Superuser“. *Muss ich erwähnen, dass ich wütend abgelehnt und ihn fast über den Haufen gefahren habe? Nein.