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2016/06/28

Unverbindlichkeits-Unverträglichkeit

Für zwei junge Frauen war es der klassische Samstagabend, an dem sie mit einer Freundin ein paar Stunden totschlagen und später allein zu Bett gehen würden. Und ich habe sie einen kurzen Moment bei ihren Gesprächen belauscht. Die eine nenn ich einfach mal Moppelchen (ich darf das – war schliesslich auch mal eins) und die andere Grübchen. Gerade als ich mich ins kaum frequentierte Fumoir begab, fragte Moppelchen Grübchen ganz erwartungsvoll, ob „er“ sich denn gemeldet hätte. Grübchen zückte das Handy. Nein. Heute noch nicht. Aber sie ergänzte betont locker, was das zwischen ihm und ihr doch für eine angenehme Sache sei. Keine Verpflichtungen, einfach gemeinsam eine gute Zeit haben und so weiter. Moppelchen nickte verständnisvoll, während Grübchen eine App auf dem Smartphone anpeilte. Oh. Er hat ein neues Profilbild. Und sieh mal, Moppelchen – er hat ein neues Tattoo. Sieht ja geil aus, aber…wusste ich gar nicht. Grübchens Augen erstarrten. Sie hätte wohl vor lauter Frust ihre eigenen Zähne aus dem Zahnfleisch saugen und runterschlucken können, bewahrte aber Fassung. Moppelchen erkundigte sich, ob sie ihn denn an diesem Abend noch treffen würde. Nein. Er sei wohl wieder mit seinen Kumpels dortunddort wie meistens. Auf jeden Fall: Egal. Soso. Egal. Ich wäre so gerne zu Moppelchen und Grübchen hingegangen und hätte insbesondere Grübchen gefragt, wozu denn diese Maskerade gut sei. Wozu selbst vor einer Freundin verstecken, dass einem etwas gerade an die Nieren geht? Warum nicht zugeben, dass man zum Grossteil der Frauen gehört, die eben nicht mit jedem Trottel ins Bett steigt, sondern nur dann, wenn sie mehr in einem Mann sieht? Die sich eben nur dann auf gelegentliche Treffen einlässt, wenn sie einen Kerl wirklich mag und besser kennen lernen möchte? Warum nicht zugeben, dass man gerne Teil des Lebens eines anderen Menschen sein und nicht durch Profilbilder und Status-Updates von einschneidenden Veränderungen erfahren möchte? Warum mit aller Gewalt verdrängen, dass man sich wegen eines Mannes wie Zuckerwatte und Honigmilch fühlt? Seit wann muss man sich so abgestumpft geben, wenn man eigentlich gerade verwundbar ist? Und seit wann gilt es als Schwäche, sich Verbundenheit zu wünschen? Ich liess Moppelchen und Grübchen sitzen, machte auf dem Absatz kehrt und behielt meine Fragen für mich. Ich ging an diesem Abend nicht alleine ins Bett, sondern mit dem Vorsatz, es künftig selber besser zu machen.