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2012/02/25

Die Ex-Box

Einmal mehr bin ich von einem Kreis charmanter Damen auf ein interessantes Thema aufmerksam gemacht worden. Die Ex-Box. Eine Kiste mit Erinnerungen an vergangene Beziehungen. Eine Kiste, deren Inhalt nicht interessanter sein könnte. Kleine Geschenke, Fotos, Schmuckstücke, Partnerringe, Karten, Liebesbriefe, Herz und Schmerz. Man findet sie auf Dachböden oder in Kellern - gut versteckt oder griffbereit. Manche davon werden hin und wieder geöffnet – andere bleiben verschlossen und sind schon fast vergessen. Aber sie sind da. Als materieller Teil einer Biografie, den man nicht ungeschehen machen kann und auch nicht will. Mit Erinnerungsstücken wird unterschiedlich umgegangen. Ich kann mich an einen Mann erinnern, der nach der Trennung alle Geschenke zurückhaben wollte, die er mir gemacht hatte. Unter uns – kein grosser Verlust. Weder das eine noch das andere. Was er wohl mit den Sachen gemacht hat? Braucht er einen Ex-Schrank, wenn er neben seinen Erinnerungen auch noch die von seinen Partnerinnen verwaltet?
Die Ex-Box ist keine weibliche Erfindung. Ich kann mich an einen Nachmittag vor vielen Jahren erinnern, an dem ich mich fragte, was in dieser besonders schmucklosen und platzraubenden Kiste auf dem Kleiderschrank meines Partners sein könnte. Das gemeinsame Wohnen auf engem Raum schien mir Argument genug, den einen oder anderen Gegenstand in der Wohnung zu hinterfragen und zu öffnen. So fiel mir seine Ex-Box in die Hände, die den schmerzhaften Verlauf einer Fernbeziehung dokumentierte. Meine Englisch-Kenntnisse reichten aus, um meine eigene Beziehung mit demselben Mann neben diesen grossen Worten als klein und nichtig anzusehen. Und angesichts der Fotos fragte ich mich, ob er mit mir auch jemals so verliebt aussehen würde. Meine Reaktion auf diesen Fund könnte mitunter dafür verantwortlich zeichnen, dass der Betroffene später keine Aufbewahrung für Andenken an unsere gemeinsame Zeit angelegt hat.
Ich frage mich, ob noch irgendwo Hinterlassenschaften meiner früheren Verliebtheiten existieren. Ob ich auch in einem Karton gelandet bin, verstaube und doch niemals vergessen werde? Ich persönlich bewahre Erinnerungsstücke auf wie Tretminen. Keine Ahnung wo, aber ab und zu fetzen sie mir um die Ohren.
Es spricht nichts dagegen, eine Ex-Box zu haben um alle Relikte sicher und komprimiert zu archivieren. Aber man sollte sie gut versteckt aufbewahren. Im Herzen vielleicht.